In energieintensiven Sektoren und als industrielles Vorprodukt spielt grüner Wasserstoff eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung. Innerhalb von industriellen Anlagen kann Wasserstoff zur deutlichen Reduzierung der CO2-Emissionen beitragen. Darüber hinaus könnte er zu einem nachhaltigen und vielseitigen Treibstoff für den Verkehrssektor sowie mittelfristig auch zu einem Brennstoff für die Wärmeversorgung werden.
Das natürliche chemische Element, das auf der Erde in nahezu unbegrenzten Mengen vorhanden ist, ist 14 mal leichter als Luft, verbrennt CO2-frei und ist weder selbstentzündend, ätzend noch radioaktiv. Um seinen Energiegehalt zu nutzen, muss das farb- und geruchlose Gas allerdings von wasserstoffreichen Verbindungen abgespalten werden – dies geschieht mit Hilfe chemischer, elektrischer, thermischer oder solarer Energie. Ausgangsstoffe, die über einen hohen Wasserstoffgehalt verfügen, sind beispielsweise Erdgas, Biomasse oder Wasser.
Besonders grüner Wasserstoff, der durch die Verwendung regenerativer Energien bei der Elektrolyse gewonnen wird, wird als Schlüsseltechnologie der Klimaneutralität und somit als zukunftsrelevant angesehen.
RWE und OGE erklären die Welt des Wasserstoffs
H2ercules – Wasserstoff entlang der Wertschöpfungskette
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H2-Erzeugung (Elektrolyse)
- Grüner Wasserstoff wird durch die Spaltung von Wassermolekülen in Wasserstoff und Sauerstoff mit Hilfe von elektrischem Strom aus erneuerbaren Quellen in sog. Elektrolyseuren erzeugt.
- Bereits heute plant RWE die Errichtung von Elektrolysekapazitäten von 2 GW bis 2030, ein Großteil davon wird im Emsland, im Ruhrgebiet, im rheinischen Revier und in den nördlichen Niederlanden erfolgen.
- Die Errichtung von Elektrolyseuren wird bedarfsgerecht entlang der skizzierten H2-Pipeline in Norddeutschland erfolgen. Sofern entsprechende Voraussetzungen (Genehmigungen, Förderung, zusätzliche Offshore Wind Kapazitäten) geschaffen werden, könnte RWE potentiell bis zum Jahr 2030 zusätzliche Wasserstofferzeugungskapazität von bis zu 1.000 MW(el) entlang des Trassenkorridors errichten und in Betrieb nehmen.
- Darüber hinaus können weitere Wasserstofferzeuger entlang des Trassenkorridors miteingebunden werden.
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H2-Importoptionen
- Importe über die Häfen in Niedersachen oder über Nachbarländer (pipelinegebunden), konkret auch mögliche zukünftige Vorhaben z.B. von Norwegen nach Norddeutschland, können zukünftig leicht angeschlossen werden bzw. sind schon eingeplant.
- Dabei ist auch die Anbindung anderer H2-Importwege (insb. via Ammoniak) möglich, sowie die direkte Einspeisung von grünen Molekülen (Offshore-to-X).
- Weitere, aktuell sich entwickelnde Initiativen für Importkorridore aus dem Südwesten und Südosten werden durch das Projekt ebenfalls beschleunigt, denn die Anbindung an mögliche Großabnehmer in Deutschland wird für diese Initiativen nun sehr greifbar.
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H2-Transport
- Das H2ercules-Netz integriert den Norden Deutschlands mit seinem enormen Potential an erneuerbaren Energien und Importmöglichkeiten genauso wie wichtige Importpunkte an der Nordseeküste und an den Grenzen zu den Niederlanden, Belgien und Tschechien und schließt diese an wesentliche Industriezentren in West- und Süddeutschland an.
- Die Realisierung von Projekt H2ercules erfolgt schrittweise bis 2030 und wird zu großen Teilen aus der Umstellung bestehender Erdgasleitungen der OGE auf Wasserstoff, ergänzt um neugebaute Wasserstoffleitungen, geschaffen.
- Der erste Abschnitt von Projekt H2ercules ist bereits für 2028 geplant und soll die Wasserstoffquellen an der niedersächsischen Küste über das Emsland mit dem Ruhrgebiet verbinden.
- Bis 2030 sind dann schrittweise die Erweiterungen in Richtung Süden – über das Rheinische Revier, das Rhein-Main-Gebiet bis nach Karlsruhe – und weiter in Richtung Osten – durch Bayern bis an die tschechische Grenze – geplant.
- Über die Transportleitungen des Projektes H2ercules können bis 2030 industrielle Verbrauchscluster mit einem heute bekannten Wasserstoffbedarf von knapp 90 TWh erreicht werden (entsprechend der aktuellen Marktabfrage der deutschen FNB).
- Die umzustellenden und neu zu bauenden Wasserstoffleitungen des Projektes werden Teil der deutschlandweiten H2-Netzplanung. Als Teil des NEP Gas Netzplanungsprozesses ist so das Zusammenspiel mit den H2-Aktivitäten der anderen Marktakteure und deren H2-Projekten sichergestellt.
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H2-Speicher
- Wasserstoff macht erneuerbare Energien langfristig und in großen Mengen speicherbar und leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland. Dies ist besonders wichtig für Industriekunden, die vor der Entscheidung stehen, ihre Prozesse mit erheblichem Investitionsbedarf auf Wasserstoff umzustellen.
- Außerdem leisten Speicher einen essentiellen Beitrag zur Systemdienlichkeit und ermöglichen erst eine strukturierte Bedarfsdeckung der Verbraucher.
- Versorgungssicherheit sowie eine strukturierte Bedarfsdeckung ermöglichen es Industriekunden, sich für die Umstellung ihrer Prozesse auf Wasserstoff zu entscheiden.
- In unmittelbarer Nähe des Projekts H2ercules liegen diverse Kavernenspeicher, die an das Netz angeschlossen werden können und insgesamt eine Energiespeicherkapazität von rund 24 TWh (Hochrechnung auf Basis von Bestandanlagen) haben.
- Konkret ist ein Wasserstoffspeicher in Gronau-Epe (RWE) mit einer kommerziellen Inbetriebnahme Anfang 2027 geplant (als Bestandteil des GET H2 IPCEI – die Entscheidung einer Förderung im Rahmen des IPCEI Wasserstoff und damit die finale Investitionsentscheidung, steht noch aus und wird in 2022/23 erwartet).
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H2-Verbrauch (Industrie)
- Auf Seiten des industriellen Verbrauchs stehen deutschlandweit Standorte der Chemie- und Stahlindustrie sowie Raffinerien im Fokus. Als große Bedarfszentren ergeben sich u.a. das Ruhrgebiet, der Frankfurter Raum, die Metropolregion Rhein-Neckar und die Verbrauchsschwerpunkte im Bayerischen Norden im Bereich Nürnberg und Ingolstadt.
- Industrieunternehmen auf der Abnehmerseite haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, an ein solches Netz angeschlossen zu werden bzw. an solch einem Projekt teilzunehmen.
- Entsprechend der aktuellen Marktabfrage der deutschen FNB werden mit dem Projekt H2ercules Regionen in Deutschland erreicht, die bis 2030 einen jährlichen Gesamtbedarf an Wasserstoff von knapp 90 TWh haben werden, der bis 2040 auf 178 TWh anwächst.
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H2-Verbrauch (H2-Kraftwerke)
- RWE plant einen Neubau von mindestens 2 GW H2-ready Erzeugungskapazitäten in Anschlussnähe zum geplanten Leitungsnetz des Projektes H2ercules, mit Unterstützung geeigneter Rahmenbedingungen könnten aber auch bis zu 4 - 5 GW neue H2-ready Erzeugungskapazitäten realisiert werden.
- Darüber hinaus plant RWE seine Bestands-Gaskraftwerksflotte perspektivisch auf den Betrieb mit grünem Wasserstoff umzurüsten.
- Unter entsprechenden Rahmenbedingungen wären RWE Gaskraftwerke als Verbraucher für grünen Wasserstoff bis 2030 möglich und würden eine gesicherte Abnahme garantieren.
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